Gewinde schneiden

Gewinde schneiden

Ein Gewindeschneide-Set in den gängigsten Schraubengrößen sollte in keiner gut ausgerüsteten Schraubergarage fehlen: Mit ihm lassen sich angegriffene Gewinde retten, unrettbare Gewinde durch neue in Übergröße ersetzen und selbstgefertigte Anbauteile recht einfach mit einem Innen- oder Außengewinde ausstatten. Ein gutes Gewindeschneide-Set enthält dreistufige Gewindebohrersätze pro Größe und Gewindeschneider, sodass sich Außen- und Innengewinde herstellen lassen. Einfache einstufige Gewindebohrer sind zum Nachschneiden von Gewinden oder für weiches Material geeignet.

Wichtig für ein haltbares neues Gewinde ist stets das Bohren des Kernlochs in der richtigen Größe.

Kernlochdurchmesser metrisches ISO-Gewinde, DIN13
Nennmaß mmSteigung mmKernloch mm
M30,52,5
M40,73,3
M50,84,2
M615
M716
M81,256,8
M101,258,8
M101,58,5
M121,510,5
M121,7510,2

 

Achtung: Für die folgenden Arbeiten sind zwingend Kfz-Profikenntnisse von Vorteil. Solltest du nicht über die entsprechenden Qualifikationen verfügen, empfehlen wir, die Arbeiten von einer Fachwerkstatt durchführen zu lassen!


Teil 1: Innengewinde herstellen – so geht’s

Teil 1, Step 1: Mit einem Körner das Zentrum der Bohrung markieren

Teil 1, Step 1: Mit einem Körner das Zentrum der Bohrung markieren

01 – Bohrung markieren

Bevor du mit dem Bohren beginnst, muss zuerst das Zentrum des Bohrlochs mit einem Körnerschlag festgelegt werden. Dazu platzierst du das Material auf festem Untergrund.


Teil 1, Step 2: Das Kernloch muss besonders präzise gebohrt werden

Teil 1, Step 2: Das Kernloch muss besonders präzise gebohrt werden

02 – Kernloch bohren

Nun wird gebohrt. Achte auf eine gute Ausrichtung. Eine schiefe Bohrung kann das Bauteil endgültig verderben. Daher ist es ratsam, das Teil auszubauen und sorgfältig im Schraubstock oder auf der Standbohrmaschine auszurichten. Größere neue Bohrungen zunächst mit kleinerem oder Stufenbohrer vorbohren. Dazu den Bohrer in die Maschine einspannen und mit Bohröl (oder Sprühöl) benetzen, damit er nicht überhitzt und ausglüht. Bohrer langsam laufen lassen. Das Bohrloch, wenn nötig, abschließend mit einem Senker versäubern, jedoch insbesondere bei dünnem Material nicht zu tief einsenken.


Teil 1, Step 3, Abb. 1: Das neue Gewinde entsteht in drei Arbeitsgängen mit verschiedenen Bohrern

Teil 1, Step 3, Abb. 1: Das neue Gewinde entsteht in drei Arbeitsgängen mit verschiedenen Bohrern

03 – Gewinde schneiden

Für das Kernloch passenden Gewindebohrer aussuchen. Dreistufige Gewindebohrer sind markiert mit Ringen am Schaft. Stufe eins (ein Ring - Vorschneider). Stufe 2 (zwei Ringe) und Fertigschneider (ohne Ring).

Den Gewindebohrer in einen geeigneten Werkzeughalter einschrauben, mit Bohröl (oder Sprühöl) benetzen und senkrecht in das Bohrloch stecken. 

Nun langsam das Gewinde schneiden. In weichem Material (z. B. Aluminium) kann fortlaufend gearbeitet werden, in hartem Material (Stahl, Edelstahl) schraubt man den Gewindeschneider langsam einen vollen Gewindegang vor, bricht den Span durch Zurückdrehen um eine Viertelumdrehung und so fort, bis der Gewindeschneider so weit wie möglich ins Kernloch eingedreht wurde. 

Teil 1, Step 3, Abb. 2: Immer langsam, flüssig und kontrolliert arbeiten

Teil 1, Step 3, Abb. 2: Immer langsam, flüssig und kontrolliert arbeiten

Flüssig und kontrolliert arbeiten

Bei Sacklöchern (Material nicht voll durchgebohrt) geht er ggf. nicht bis zum Ende hinein. Immer langsam, flüssig und kontrolliert arbeiten, und darauf achten, dass der Gewindebohrer gerade ins Kernloch läuft. 

Ist der erste Arbeitsgang beendet, den Vorschneider ausdrehen, Späne abwischen, Gewinde mit Druckluft auspusten und den Gewindebohrer Stufe zwei (zwei Ringe) eingeölt in gleicher Weise hineindrehen, Bohrloch erneut säubern und schließlich den eingeölten Fertigschneider (ohne Ring) hineindrehen. 

Jetzt kannst du die Schraube zur Probe hineindrehen. Läuft sie nicht sauber, noch einmal mit dem Fertigschneider nacharbeiten.

In unserem Schraubertipp Schrauben lösen wird dir erklärt, wie man ein Gewinde mit einem „V-Coil“ Gewinde-Reparatursatz instandsetzt.


Teil 2: Außengewinde nachschneiden

Teil 2, Step 1: Nur auf einem angefasten Bolzen lässt sich der Gewindeschneider gerade aufsetzen

Teil 2, Step 1: Nur auf einem angefasten Bolzen lässt sich der Gewindeschneider gerade aufsetzen

01 – Gewindeschneider aufsetzen

Das Herstellen eines neuen Außengewindes erfordert etwas Geschick und Übung. Voraussetzung ist zunächst ein drehrunder Bolzen mit passendem Durchmesser. Z. B. muss der Bolzen für ein M3 Gewinde einen Durchmesser von 3 mm haben, M4 = 4 mm, M5 = 5 mm ... 

Der Bolzen muss am Ende leicht konisch angefast werden, z. B. mit der Feile. Ohne Fase lässt sich der Gewindeschneider nicht aufsetzen, läuft sofort schief und frisst sich ins Material.

Der Gewindeschneider wird eingeölt, in einen Werkzeughalter gespannt und dieser mit seinen Schenkeln im 90 Grad Winkel zum Bolzen aufgesetzt. Nun dreht man den Gewindeschneider in gleichmäßigen, langsamen Bewegungen auf den Bolzen.

Hinweis: Sobald der Gewindeschneider schief läuft, verdirbt das Gewinde! Arbeite deshalb insbesondere auf den ersten Gewindegängen sehr konzentriert. 

Weiches Material (Alu) kann man in einem Gang durchschneiden, bei hartem Material (Stahl, Edelstahl) bricht man den Span nach einem vollen Gewindegang durch Zurückdrehen um eine Viertelumdrehung.


Teil 2, Step 2: Mit einem eingeölten Gewindeschneider lassen sich teilbeschädigte Außengewinde nachschneiden

Teil 2, Step 2: Mit einem eingeölten Gewindeschneider lassen sich teilbeschädigte Außengewinde nachschneiden 

02 – Außengewinde nachschneiden

Ist der Gewindeschneider am Fuß des Bolzens angekommen, lässt man ihn noch einige Male mit etwas Sprühöl am Gewinde auf und ab laufen, um es zu glätten.

Ein verdrücktes, teilbeschädigtes Außengewinde kann man wieder leichtgängig machen, indem man einen eingeölten Gewindeschneider an ihm ein paarmal auf und ab laufen lässt. Auch hier bitte darauf achten, dass der Gewindeschneider gerade auf dem Gewinde sitzt.


Teil 2, Step 3: Gut für beschädigte Gewinde: die Gewindefeile

Teil 2, Step 3: Gut für beschädigte Gewinde: die Gewindefeile

03 – Die Gewindefeile

Ein verdrücktes, teilbeschädigtes Außengewinde kann man wieder leichtgängig machen, indem man einen eingeölten Gewindeschneider an ihm ein paarmal auf und ab laufen lässt. Auch hier bitte darauf achten, dass der Gewindeschneider gerade auf dem Gewinde sitzt.

Hinweis: Besser ist es, eine Gewindefeile zu verwenden, denn diese richtet das alte Gewinde wieder auf, während der Gewindeschneider Material unwiederbringlich abträgt.


Unsere Empfehlung


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Solltest du eine technische Frage zu deinem Motorrad haben, wende dich gerne an unser Technik-Center. Dort hat man Erfahrung, Nachschlagewerke und Adressen ohne Ende.

Bitte beachten!

Bei den Schraubertipps handelt es sich um allgemeine Vorgehensweisen, die nicht für alle Fahrzeuge oder alle einzelnen Bauteile zutreffend sein können. Die jeweiligen Gegebenheiten bei dir vor Ort können unter Umständen erheblich abweichen, daher können wir keine Gewähr für die Richtigkeit der in den Schraubertipps gemachten Angaben übernehmen.

Wir danken für dein Verständnis.


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